GSW - Collision Course
am 23.09.2006 in Dortmund


 Der heutige Tag begann für mich um halb sechs Morgens mit einer kleinen Runde World of Warcraft, welches mich bis etwa um die Mittagszeit an den PC klammerte. Mein vor Euro-Shows üblicher Workout fiel damit flach. Anschließend war Badewanne und Packen angesagt. Um dreizehn Uhr fuhren wir los, eine halbe Stunde später standen wir im ersten Stau. Ab da wechselten sich stehender und zähflüssiger Verkehr ab. Heute war auf der Würzburger Autobahn irgendwie der Tag der stehengebliebenen Fahrzeuge. Immer wieder fuhren ADAC-Fahrzeuge und Abschleppwagen am Seitenstreifen an uns "Autobahn-Extremlangsamfahrern" vorbei und immer wenn wir wieder einen schnelleren Abschnitt von 5 - 20 Kilometer hinter uns hatten wiederholte sich das Chaos, wobei es sich bei den defekten Fahrzeugen keineswegs um alten Schrott handelte, sondern um Luxuslimousinen meist von Mercedes, allerdings zumindest in einem Fall auch von BMW. Beim Rasthof Spessart pausierten wir kurz, um uns die Beine zu vertreten und eine Kleinigkeit zu spachteln, eine halbe Stunde später waren wir wieder unterwegs mit voller Fahrt in den nächsten Stau. Nach insgesamt drei Stunden Fahrzeit hatten wir gerade mal 175 Kilometer geschafft, standen damit kurz vor Aschaffenburg und hatten noch etwa 270 Kilometer vor uns. Wie wir nicht anders erwartet hatten war die restliche Strecke mit Baustellen und unfallbedingten Staus gespickt. Und wenn die Autobahn ausnahmsweise mal frei war nötigte uns eine Geschwindigkeitsbegrenzung, d. h. das war eindeutig die miserabelste Anfahrt zu einer Show die wir je erlebt haben. Selbst Fahrerin Blackhart - normalerweise die Ruhe in Person - zeigte sich spätestens nach der fünften Baustelle genervt und war ab der Landesgrenze NRW nicht mehr komplikationslos ansprechbar. Das änderte sich erst wieder als sie mit ihrer digitalen Spiegelreflex am Ring stand. Aber bis dahin war noch ein laaaanger Weg.

 Als wir nach fünf Unfallstaus und etwa einem Dutzend Baustellen mit jeweils zig Kilometern zäh fließenden Verkehrs an unserem Hotel ankamen war es bereits neunzehn Uhr, d. h. der Einlaß an der Location hatte bereits begonnen. Um nicht auch noch den Showbeginn zu verpassen hielten wir uns nicht lange auf, d. h. nachdem wir unsere Schlüssel hatten brachten wir nur noch schnell das Gepäck auf die Zimmer und machten uns ohne lange aufzuhalten wieder auf die Socken, was sich später als kluger Schachzug erwies. Unser Navigationssystem führte uns auch problemlos in die Höfkerstraße - die Straße in der die Halle stehen sollte, allerdings von der verkehrten Seite. Am Schiller-Gymnasium auf Höhe der Hausnummer 22 wurde unsere Fahrt von einer Straßensperre gestoppt und laut Navi waren es ungefähr noch zwei Kilometer bis zur Location die wir keinesfalls zu Fuß gehen wollten, andererseits wäre es auch ein absoluter Alptraum gewesen unseren mehr oder minder neuen BMW in dieser gottverlassenen Gegend abzustellen. Würde jemand nachts einen Kilo-Goldbarren in einer abgelegenen dunklen Seitenstraße liegen lassen und hoffen, dass er vier Stunden später noch an der gleichen Stelle liegt? Also nichts wie auf dem Parkplatz des Gymis gefahren und auf der anderen Seite wieder raus - so zumindest unsere Vorstellung um die Schranke zu umfahren. Aber denkste - soweit haben die autofahrerschikanierenden Sesselpfurzer vom Amt auch mitgedacht, denn die Ausfahrten zur rettenden anderen Seite waren mit Betonpfosten versperrt. Also waren wir gezwungen dieser nervigen Schikane anderweitig aus dem Weg zu gehen, was sich aufgrund des in Dortmunds Gewerbegebiet herrschenden unübersichtlichen und chaotischen Straßenbaus der Marke "Labyrinth ohne Wiederkehr" als etwas umständlich erwies. Kann natürlich auch sein das wir in unserer Hektik etwas planlos durch die Geometrie kutschiert sind, immer mit einem Auge auf der Uhr. Die Gegend mit den tausenden von Graffitis sah auch alles andere als einladend aus. Etwas amüsiert haben wir uns über die gelben Tonnen mit dem Aufkleber "Blaue Tonne" - Farbenblind??? Nach einer zermürbenden Fahrt kamen wir eine viertel Stunde vor Showbeginn endlich auf dem Parkplatz des Revierparks an. Kaum ausgestiegen machte ich meinen Ärger lautstark via Urschreitherapie Luft - denke man hat es im Umkreis von zwei Kilometern vernommen. Die beiden Fans neben uns haben zumindest ein wenig seltsam geguckt. Sabine, unsere Vorhut, hatte schon mal die Location ausgemacht, d. h. wir hatten noch einen kleinen Fußmarsch vor uns bis wir dort ankamen und so etwas wie ein Bistro entdeckten. Also das Gebäude im Uhrzeigersinn bis zu den nächsten offenen Türen umkreist, wo wir auf  zugezogene Vorhänge blickten. Neugierig steckten wir unsere Köpfe durch und sahen den GSW-Ring - anscheinend richtig! Schnell huschten wir ins Innere der Halle, wo wir von niemanden kontrolliert wurden. Zu unserer Ehrenrettung muß man allerdings hinzufügen, dass wir gültige Tickets besaßen (...sonst würde ich wohl kaum ein Wort darüber verlieren nachdem ich weiß, dass unsere Tourberichte immer wieder gern gelesen werden – besonders von den Veranstaltern...). Ansonsten wären wir auch nicht auf unseren Plätzen in der ersten Reihe gesessen, die sich allerdings nicht wie bestellt mittig zum Ring befanden sondern am Ende der Stuhlreihe, d. h. diesmal hatte ich den verhaßten Ringpfosten vor der Nase. Was mir allerdings mehr zu schaffen machte waren die hohen Temperaturen - irgendwie ließ die optisch gigantische Luftabsaugung funktionale Wünsche offen und es wurde schnell klar wieso ein paar Türen offenstanden. Als ich gerade an der Futterbude stand um mir ein belegtes Brötchen plus Cola zu kaufen begann die Show mit der üblichen Ansprache von Thommy.  

 Den Tag Team Opener Absolute Andy & Jörg Guth ("Absolute Jörgi" <fg>) vs. Rico Bushido & Andrew Patterson gewinnt erstere Gruppierung nachdem Jörg (im letzten Match vor seinen Rücktritt als aktiver Wrestler aus dem Wrestling) zuerst eine viertel Stunde lang teilweise übel vermöbelt wurde und Absolute Andy anschließend im Ring aufgeräumt hat. Etwas eigenartig war die Tatsache, dass Andi und Jörg als Faces auftraten. Aber sie haben ihre Sache wirklich gut gemacht!

 Das anschließende Ladysmatch Blue Nikita vs. Kisu war aufgrund der fehlenden Wrestlingpraxis letzt genannter bis auf ein paar Moves nur schrecklich und hat damit gute Chancen in die Top Five der "Worst of the Year 2006" gewählt zu werden.

 Das GSW (Schwarz, Wesna, Eckstein) vs. wXw (Murat, Vries Kastelein und 3 wXw-lern die zumindest schon mal ansatzweise die Fallschule beherrschten) "Decent Society" Match gewinnt die wXw nachdem Murat nach einen durchwachsenen Kampf Eric Schwarz pint. Damit hat die GSW vs. wXw - Fehde endlich ein Ende, was wir als none-wXw-Fans sehr begrüßen. Eckstein hat die Chance genutzt und zumindest Rufus [versehentlich?] mehr oder minder krankenhausreif geschlagen.

 Das anschließende I-Quit-Match gewinnt Ahmed Chaer gegen den Flying Dragon als er diesen zuerst mit dem Mikro foltert und ihn anschließend ein Kunststoffschild mehrmals über die Rübe zieht. Wäre ein klasse Match gewesen wenn die beiden ihre Bleedings weggelassen hätten, denn blutende Wrestler wollen die wenigsten GSW-Fans sehen.

 Den 4-Way-Dance Bad Bones vs. Chris Colen vs. Emil Sitoci vs. Steve Douglas gewinnt Bad Bones

 Im besten Match des Abends Roderick Strong vs. Michael Kovac setzt sich der Obermacker nach einen genialen Kampf durch, nachdem er das Publikum mit seinen reichhaltigen Reservoir an Moves und Submission Holds überzeugt hat. Damit hat er eindeutig dem Mainevent die Show gestohlen.

 Der Mainevent Joe E. Legend vs. Ares geht wrestlerisch an Joe, der damit seinen Titel verteidigte. Ares hat zu oft den Angsthasen markiert und damit die Spannung aus dem Kampf genommen.

 Zum Abschluß kommt es im Ring noch zur Versöhnung zwischen GSW (Schock) und Felix Kohlenberg, seines Zeichens Chef der wXw und das war´s dann auch schon wieder.

 Nach der Show gabelte Sabine unseren fränkischen Mitbewohner Absolute Andy auf, dem wir noch sein Geburtstagsgeschenk überreichen mußten. Er war etwas überrascht nach dem Auspacken eine Großpackung rosa Klopapier (3-lagig) in den Händen zu halten, konnte sich aber das Lachen nicht verkneifen. Nachdem ich alles mit der Digicam festhielt ließen die nächsten Fans die mich beim Fotografieren sahen nicht lange auf sich warten. Einige wollten noch mit den Aktiven fotografiert werden. Als Abschluß schoß Blackhart noch ein paar Fotos von der GSW-Crew im Ring, danach (...irgendwann später...) war Verabschieden und Abrücken angesagt.

 Als wir um viertel Zwei Uhr Sonntag Morgen im Auto saßen kam Tazimaniac auf die glorreiche Idee das wir noch kurz in einem McDonald einkehren könnten. Nach viel Fahrerei fanden wir endlich ein Hinweisschild "McDonald im Wal Mart". Da dieser zweifellos geschlossen hatte versuchten wir unser Glück im Hotel, aber auch hier hatte um diese Uhrzeit alles zu. In der Lobby trafen wir auf Wrestler der vergangenen Show sowie Offizielle der GSW, die wir nach einem Restaurant löcherten. Quasi "um die Ecke" sollte sich ein Burger King befinden, nur raus aus dem Parkplatz und rechts abbiegen, „ganz einfach zu finden“. Gesagt, getan und die ewig lange Straße bis zum kilometerweit entfernten Metromarkt nach einen Burgerking abgesucht und kein Burger King gefunden. Also wieder umgedreht und die andere Richtung abgeklappert, wohl wissend das wir hier verkehrt sind quer durch eine Wohngegend gefahren und eine amerikanische Bar mit den humorvollen  Namen "Hick Ups" (zu deutsch: Schluckauf) erblickten. Eine Minute später saßen wir auf der Veranda der Bar und studierten die Karte, aber der große Schock - die Küche war  bereits seit 23 Uhr geschlossen. Während ich entnervt zum Auto stiefelte ließ sich Tazimaniac von ein paar Passanten den Weg zum nächsten Burger King beschreiben, also rauf auf die Autobahn in Richtung Bochum und die erste Ausfahrt wieder raus. Das Burger King zu finden war kein Problem, mein Nervenkostüm wieder auf vernünftige Werte zu bringen ein größeres, nachdem seit unserer Abfahrt von Nürnberg so gut wie alles schiefgelaufen war. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man einfach nur noch k..... möchte! Es wird lange dauern bis ich mich wieder richtig auf eine Show freuen werde, wobei mein Hauptinteresse in den letzten Jahren mehr den Ringfotos galt als der Veranstaltung selbst. Nach sechzig, siebzig oder noch mehr besuchten Shows hat man irgendwann die Nase voll – man kann´s einfach nicht mehr sehen weil es irgendwie immer das gleiche ist, ganz gleich ob die zuletzt besuchten Events miserabel oder super waren und unabhängig davon ob nur Rookies gebookt waren oder zwanzig Amerikaner. Man ist einfach übersättigt nachdem allein in Deutschland fast jedes Wochenende eine Show stattfindet – an manchen Wochenende gleich mehrere.  

 Nach einen kleinen Snack fuhren wir mit Navi-Hilfe zurück zum Hotel und erblickten die Metro unserer anfänglichen Burger-King-Suchfahrt, allerdings von der anderen Seite, d. h. wir hätten bei unseren ersten Versuch einfach einen halben Kilometer weiter fahren müssen um im B.K. zu landen *ächz*.  Wieder im Hotel angekommen verfrachteten wir noch die Technik in unser Hotelzimmer, danach war bis acht Uhr morgens Nachtruhe angesagt. Der frühe Sonntag Morgen führte mich ins Bad wo ich die nächsten zwanzig Minuten zum relaxen in der Badewanne verbrachte. Aufgrund des glatten Wannenbodens rutschte ich beim Aufstehen aus, wurde aufgrund stetig anhaltender Erdanziehung etwas unsanft zurück in die Liegeposition befördert  und erzeugte damit einen Tsunami der das komplette Bad unter Wasser setzte. Selbst der Boden im Flur war trotz geschlossener Tür patschnaß.

 Kurz vor neun Uhr trafen wir uns zum gemeinsamen Frühstück, wo wir wieder ein paar GSW´ler begrüßten. Die Auswahl am "Superbuffet" war zwar gut, aber dennoch durchschnittlich, als Getränke gab es allerdings nur Tee/Kaffee sowie Orangensaft und Mutlivitaminsaft - kein Limo, Coke, Mineralwasser etc. Während in anderen Hotels das Frühstück zu einer selbstverständlichen kostenlosen Beigabe gehört muß man dafür im Ibis-Hotel zusätzlich neun Euro draufzahlen. Aber das war nicht der einzige Punkt den wir am Ibis bemängelten, denn erstens war das Doppelbett in unseren Zimmer so schmal wie in anderen Hotels die Betten der Einzelzimmer und zum zweiten war´s das erste Hotel, in dem wir unsere Zimmer bereits beim Einchecken bezahlen mußten - ansonsten hätten wir eine Kreditkarte hinterlegen müssen. Normalerweise begleichen wir die Rechnung am Tag der Abreise - und wir übernachten nicht erst seit diesem, letzten oder vorletzten Jahr in Hotels! Nicht weniger seltsam war die Preispolitik von Ibis, da wir für ein Doppelzimmer und Frühstück 67 Euro bezahlten, Tazimaniac für ihr (nebenbei erwähnt größeres) Einzelzimmer 58 Euro, in dem sich - man staune - ein Doppelbett _und_ ein Einzelbett befanden - was issn das für eine Logik?? Uns wird diese Hotelkette zumindest nicht mehr sehen.

 Während Blackhart die Keycard zur Rezeption brachte war ich schon mal beschäftigt das Gepäck zu verstauen, das Navi zu programmieren und nochmal kurz zurück im Hotel die Results und Kommentare von Moonsault zur vergangenen Show auszudrucken. Mit allen an Board umrundeten wir nochmal unser Hotel auf den Weg zur Autobahn, keine hundert Kilometer später standen wir im ersten größeren Stau der bis zum Autobahnkreuz Wetzlar anhielt, da man hier am heutigen Sonntag eine Baustelle in eine Baustelle gebaut hatte, weswegen die Fahrbahn einspurig wurde. Nach dem gestrigen Tag kann sich jeder unsere "Begeisterung" vorstellen.

 Auch die Würzburger Autobahn empfing uns später erst einmal mit einer Baustelle, die restliche Fahrt verlief reibungslos. In unserem Frankenland ist die Welt eben noch in Ordnung. Nur mein Tourbericht hat sich unterwegs verabschiedet als der Akku meines Notebooks die Flügel streckte, da ich sämtliche Alarme usw. im Energiemanagement deaktiviert hatte. In Rottendorf südlich von Würzburg kehrten wir noch kurz in Bonnies Diner ein bevor wir die restlichen hundert Kilometer in unsere Heimatstadt Nürnberg zurücklegten. Zuhause angekommen trugen wir noch unsere unzähligen Sporttaschen und Rucksäcke in die Wohnung, danach war eine längere Siesta angesagt, weshalb dieser (...zum zweiten mal geschriebene...) Tourbericht {endlich} sein Ende findet.

Geschrieben und verantwortlich: Robby Ventura